Konservierung und Restaurierung einer Sandstein-Skulptur
Die "Millemann-Mädchen"
Dauerleihgabe aus Privatbesitz an die Stadt Bad Kreuznach
Aufstellung der Skulptur in Erinnerung an den Millemannshof in der Alten Neustadt
Endzustand der konservierten und restaurierten Sandstein-Skulptur
Objektzustand
Vorzustand
Die aus hellem Sandstein gearbeitete Darstellung zweier weiblicher Akte, auf einem Sockel stehend und ihre Scham
mit einem Tuch dezent bedeckend, weist fein geglättete Partien insbesondere auf den Sichtseiten der Skulptur auf.
Die um 1900 in einer Wandnische des Millemannshof in Bad Kreuznach integrierte Skulptur eines bislang unbekannten
Künstlers zeigt eine gröbere Ausführung der Skulpturen-Rückseite. Insbesondere die Details des Sockels und die
rückwärtigen Ansichten der Akte weisen deutliche Bearbeitungsspuren durch die Verwendung von Zahn- und
Scharriereisen auf. Partiell wurde auch auf eine feinere Ausarbeitung der Proportionen (bspw. der rechte Arm des
rechts stehenden Aktes und des Fußes) verzichtet.Im Rahmen der Voruntersuchung, Befunderstellung und Dokumentation der Skulptur am 25.02.2014 im städtischen
Depot und ab 14.04.2014 im Atelier Rebensburg war folgende Schadenssituation (Vorzustand) festzustellen:
- Starke Verschmutzung der Skulptur mit Resten von Farbfassungen, -auswaschungen und Spachtelmassen
- Fehlstellen in Form von großflächigen Abplatzungen, Ausbrüchen und Löchern:
Linker Akt:
Haar / Nase / Augen – Pupillen fehlen / Schulter / rechter Unterarm / Beckenbereich /
Oberschenkel / rechtes Knie und TuchRechter Akt:
Haar / Wange / Nase / Auge / Brust / Knie / Tuch und vorderes Zehenglied am linken FußSockel: Ausbrüche und kleinere Abplatzungen
- Spuren in Folge des natürlichen Verwitterungsprozesses durch Feuchtigkeit und Klimawechsel.
- Außerdem wurde die Skulptur einer unfachmännisch durchgeführten chemischen Entlackung unterzogen,
welche Verfärbungen und Auswaschungen zur Folge hatten.
Vorzustand - Sichtseite der Skulptur
Vorzustand - Rückseite
Fehlstellen-Details der Augen: Pupillen fehlen (linker Akt)
Vorzustand - Details / Verschmutzungen, Farbreste mit -auswaschungen
und FehlstellenDetails der Gesichter:
Große Fehlstelle im Bereich der Wange und des Ohres der im Vordergrund befindlichen
Darstellung eines jungen Mädchens. Reste von Spachtelmassen und Verwitterungsspuren
sind erkennbar.Details des Oberkörpers
Fehlstellen-Details am Ober- und Unterarm.
Die Fehlstelle am Unterarm weist Reste einer sekundär aufgebrachten Spachtelmasse auf.Fehlstellen-Details / Bereiche Hüfte, Oberschenkel und Tuch
Fehlstellen-Details / Hand - Zeigefinger, Tuch und Knie
Fehlstellen-Detail am Fuß des rechts stehenden Aktes: Zehenspitze des zweiten Zehs fehlt
Herstellungstechnische Besonderheiten
Messpunkte in Form kleiner Löcher sind an exponierten Stellen auf der Skulptur erkennbar.
Diese dienten dem Bildhauer mit Hilfe eines Mess- und Abtastinstruments, dem so genannten Storchenschnabel,
der Übertragung von Maßen von einem Arbeitsmodell auf den Sandstein.
Maßnahmenkatalog / Konservierung und Restaurierung
Die im Auftrag der Stadt Bad Kreuznach im RestaurierungsAtelier Rebensburg konservierte und restaurierte
Skulptur "Millemann-Mädchen" wurde im Rahmen des Maßnahmenkataloges, wie folgt, bearbeitet:
- Umfassende Reinigung des Objektes und Abnahme der Fassungsreste und der Farbauswaschungen
- Konsolidierung verwitterter Partien
- Ergänzung der groß- und kleinflächigen Fehlstellen, Ausbrüche und Abplatzungen
- Retuschierung der Ergänzungen
- Wiederherstellung eines ästhetischen Gesamtbildes dem hellen, gelblichen Sandstein entsprechend
Zwischenzustand - Während der Reinigungsarbeiten
Zwischenzustand - Reinigung des Sockels
Zwischenzustand - Ergänzungsarbeiten an der Skulptur
Abschluss der Arbeiten / Präsentation der Skulptur in der Alten Neustadt Bad Kreuznachs
Endzustand im Atelier
Aufstellung der Skulptur am zukünftigen Standort: Gerbergasse / Ecke Van-Recum-Straße
Abschlussarbeiten nach der Aufstellung
Nach dem Abschluss der Arbeiten präsentiert sich die Skulptur in Erinnerung an den Millemannshof an der
Van-Recum-Straße / Ecke Gerbergasse in Bad Kreuznach nach einer feierlichen Einweihung am 21. Mai 2014.
Aufnahme des Millemannshof von 1978 mit der Mauernische und der Skulptur
Foto aus dem Bildband "Die Altstadt lebt – Die Bad Kreuznacher Neustadt im Wandel"
Herausgeber: Stadt Bad Kreuznach stadt-bad-kreuznach.de
Presseartikel zur Konservierung und Restaurierung der Skulptur
Oeffentlicher Anzeiger / 22.04.2014
Artikel der Allgemeinen Zeitung:
29.04.2014
Bad Kreuznach: Kirsten Rebensburg konserviert für die Stadt das „Millemann-Mädchen“
Von Isabel Mittler
BAD KREUZNACH - Die um 1900 datierte und für den Millemannhof in Bad Kreuznach beauftragte Skulptur „Millemann-Mädchen“ eines bislang unbekannten Künstlers wird seit einigen Tagen im Atelier Rebensburg im Auftrag der Stadt Bad Kreuznach konserviert und restauriert. Mehr als 20 Jahre schlummerten die beiden „Damen“ im Museumsdepot der Stadt. Dort brachte man sie Ende der 1980er-Jahre nach einem Brand unter...
28.05.2014
In vertrauter Umgebung
SKULPTUR „Millemann-Mädchen“stehen auf Sockel in Van-Recum-StraßeVon Wolfgang Zumsteg
BAD KREUZNACH - Lange Zeit fristete die Skulptur die „Millemann-Mädchen“ ein unbeachtetes Dasein im Bauhof des Ritterguts Bangert. Jetzt wurden die beiden Mädchen auf einen Sockel in ihrer einst vertrauten Umgebung in der Van-Recum-Straße, Ecke Metzgergasse, zur Bewunderung der Kreuznacher Bürger und Besuchern gehoben. Die „Millemann-Mädchen“ standen bis zu einem Brand 1980 in einer Wandnische im Millemanns Hof in der Gerbergasse 25-27 und wurden vom damaligen Museumsdirektor Dr. Herrmann Bullinger aus der Brandruine gerettet. Er ließ die Skulptur aufarbeiten und im Schlosspark aufstellen. Dort wurden sie nach kurzer Zeit jedoch beschädigt und erst im Magazin und dann im Gärtnerhaus des Museums eingelagert...
Wochenspiegel / 30.04.2014
21.05.2014 / Artikel von hanz-online
Cauer, Zamels, unbekannter Künstler? Die "Millemanns Meed" sind zurück
Die im Restaurierungsatelier Rebensburg sanierte und restaurierte Skulptur "Millemann-Mädchen" wurde wieder in der Bad Kreuznacher historischen Neustadt aufgestellt. Nach einem Großbrand 1980 hatte man sie eingelagert, weil der „Millemanns Hof“ samt Nische und Standplatz der Skulptur nach dem Brand abgerissen werden musste... / Video von hanz-online / Aufstellung der Skulptur
Rede anlässlich der feierlichen Einweihung von Andrea Manz,
Kulturdezernentin der Stadt Bad Kreuznach am 21. Mai 2014
„Millemanns Meed sin widder do!“
Es eilt ein Ruf durch Kreuznachs Straßen und durchs world wide web:
Sie sind wieder da! Besser noch: Millemanns Meed sin widder do!Neben dem letzten Mauerrest von Millemanns Hof haben sie nach Jahren im Verborgenen nun einen vertrauten Platz inne. Vermutlich entstanden zu Beginn des letzten Jahrhunderts, tragen sie keine Signatur. Als Barock kann man wohl ihre Körperfülle bezeichnen, aber nicht ihre Epoche. Demnach können sie nicht unter Zamels Händen entstanden sein. In ihrer eher schlichten Ausführung heben sie sich ab von filigranen Geschöpfen aus den Cauer-Werkstätten.... Vollständige Rede der Kulturdezernentin Andrea Manz
Weitere konservatorische Arbeitsschritte werden auf dieser Seite veröffentlicht.
Verfolgen Sie die einzelnen Schritte mit - wir freuen uns über Ihr Interesse!Falls Sie Fragen zu Konservierungen und Restaurierungen haben,
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