Denkmal aus Kunststein

 

Michel Mort - Denkmal auf dem Eiermarkt, Bad Kreuznach

Dokumentation der Konservierung, Restaurierung und Rekonstruktion /
Ausführung RestaurierungsAtelier Rebensburg

 

Endzustand des konservierten, restaurierten und rekonstruierten Michel Mort - Denkmals auf dem Eiermarkt, Bad Kreuznach: Der heldenhafte Metzger Michel Mort (stehend) rettete unter Einsatz seines eigenen Lebens dem Grafen von Sponheim 1279 das Leben.

 

Objektzustand

Vorzustand

Die Denkmal-Kopie von 1984 war in die Jahre gekommen.
Dank einer Spende des Bad Kreuznacher Altstadtvereins konnte die Stadt Bad Kreuznach unser Restaurierungsatelier beauftragen die Figurengruppe zu konservieren und restaurieren, sowie das fehlende Schwert zu rekonstruieren. Eine der interessantesten Herausforderungen stand uns bevor.

Das Original von Robert Cauer d. J., geschaffen 1902, welches heute im Stadthaus Bad Kreuznach steht und auf der nachfolgenden Fotografie zu sehen ist, wurde 1984 durch die zu restaurierende Kopie, bestehend aus Epoxidharz und Sand, auf dem originalen Kalkstein-Sockel auf dem Eiermarkt ersetzt.
Das Denkmal, welches stellvertretend für den heldenhaften Mythos Michel Mort in der hiesigen Stadtgeschichte einen zentralen Platz einnimmt und für Besucher eine bedeutende Sehenswürdigkeit darstellt, besitzt eine wesentliche Präsenz und repräsentiert den historischen Michel Mort, welcher 1279 in der Schlacht bei Sprendlingen seinem Lehnsherrn Graf Johann von Sponheim das Leben rettete.

Für dieses Kunststein-Material, welches in den vergangenen Jahrzehnten für die Herstellung von Skulpturen-Kopien gerne Verwendung fand, gab es allerdings bislang keine Restaurierungskonzepte - folglich entwickelten wir für die Konservierung und Restaurieren ein passendes Konzept.
Durch den Abbau des Harzes kam es in den vergangenen rund 30 Jahren zu einem stetigen und deutlichen Substanzverlust. Dieser Prozess musste dringend gestoppt werden, um nicht den Gesamtverlust der Skulptur hinnehmen zu müssen.

Das Denkmal als Original aus belgischem Sandstein von Robert Cauer d. J., 1902

Der Denkmal-Entwurf (Tonmodell)

Die mehrteilige Silikon-Harz-Form des Denkmals /
Herstellung 1983 und Ausformung der Kopie 1984

 

Schadensituation

Das frei bewittert stehende Objekt weist folgende Schäden auf:

• Starke Verschmutzung und Bewuchs

• Erhebliche Schäden in Folge des natürlichen Berwitterungsprozeses durch Feuchtigkeit und Klimawechsel: Die Oberfläche wies insbesondere an den exponierten Stellen großflächige Verwitterungen, Auswaschungen und Verfärbungen auf. Dadurch bedingt traten die Untergundschichten mit ihrem hohen Anteil an grober Sand-Magerung optisch in den Vordergrund. Eine dem Original entsprechende Oberfläche war dort nicht mehr erhalten. Verdeckte Bereiche zeigten hingegen die ehemaligen fein strukturierten Flächen.

• Schäden in Form von Abplatzungen und Ausbrüchen mit Flankenabrissen, Rissbildungen und Absandungen sowie klein- und großflächigen Fehlstellen:

Michel Mort
• Fehlende, abgeschlagene rechte Schwerthand im Bereich des Handgelenkes
• Nicht fachgerechte Montage des rechten Armes im Bereich des Oberarmes (rote Klebefuge) erkennbar
• Starke Verwitterung des Kopfe/Gesichtes und der Bekleidungsdetails/Gürtel/Schuhwerk sowie des Beils
• Rissbildungen mit Flankenabrissen / Großflächige Fehlstellen
• Rekonstruiertes Schwert fehlt am Objekt (liegt stark beschädigt vor)

Graf von Sponheim
• Partiell starke Verwitterung des Kopfes mit Helm und des Gesichtes sowie der Rüstung und des Mantels/Schuhwerk

Originaler Kalkstein-Sockel:
• Starke Ausbrüche und Abplatzungen sowie sekundär ergänzte Säule hinten links (in Rotsandstein)
• Graffiti und Ritzungen
• Inschrift stark verwittert / kaum mehr lesbar

 

Vor der Konservierung und Restaurierung...

Schadenssituation / Vorzustand des Kunststein-Denkmals auf dem Eiermarkt, Bad Kreuznach

Nicht fachgerechte, sekundäre Montage des rechten Schwertarmes (rote Klebefuge), fehlende Hand und
fehlendes Schwert des Michel Mort

Starke Verwitterungen der Oberfläche und starke, partiell mehrere Zentimeter tiefreichende Risse

Stark verwittertes Haupt ...

... und verwittertes Metzgerbeil sowie Reste des geschnürten Beinkleides des Michel Mort

Abgerissene Schwerthand und stark verwitterter Schuh mit vollständigem Verlust der Oberfläche

Stark verwittertes Haupt und Helm des Grafen von Sponheim

Rückenansicht der Figur des Grafen von Sponheim und linker Arm des Helden / Verwitterungen und Bewuchs

Verwitterte Sockelaufsichten mit Befestigungsresten des abgerissenen Eisenschwertes (rechts)

Sockelaufsicht hinten

Starke Schalenbildungen mit tiefreichenden Hohlräumen /
Sockelplatte hinten

Sockelfront mit verwitterter und partiell nachgeritzter Inschrift: MICHEL MORT DER KREUZNACHER 1279

 

Herstellungstechnische Besonderheiten der Kunststein-Kopie

Herstellung einer mehrteiligen, armierten Sililon-Harz-Form für die 1:1 Abformung des originalen Michel Mort-Denkmals aus Kalkstein im Jahre 1983 und Ausformung der Form mit einer gelblich-ockerfarbenen Epoxidharz-Sand-Mischung 1984, durch den Bildhauerbetrieb Hans Günter Thiele, Ludwigshafen. Strukturierung und Farbe der Kopie imitierte gelben Sandstein.

 

Maßnahmenkatalog / Konservierung und Restaurierung

• Schonende Reinigung des Objektes: Abnahme von Verschmutzungen und Bewuchs

• Konsolidierung brüchiger, loser sowie absandender und verwitterter Partien

• Konsolidierung / Stabilisierung von Hohlräumen im Sockel, der Rückenpartie des Michtel Mort sowie Bereiche am rechten Bein des Grafen

• Ergänzung / Schließen signifikanter, tief reichender Risse (Hinterfüllungen)

• Ergänzung von klein- und großflächigen Fehlstellen und Ausbrüchen, unter besonderer Berücksichtigung des Erhaltes der originalen Oberflächenstrukturierung

• Anböschung umfangreicher durch die Verwitterung entstandener Flankenabrisse

• Rekonstruktion der fehlenden rechten Hand des Michel Mort durch Ausformen derselben in der erhaltenen Form von 1983

• Montage der ausgeformten Hand am Michel Mort und Zurücksetzen der roten Klebefuge am Oberarm und Ergänzen des Bereiches

• Rekonstruktion des Gesichtes des Michel Mort

• Rekonstruktion des Helmes des Grafen von Sponheim

• Rekonstruktion des Metzgerbeils / Ergänzung der Beilschneide

• Retusche der Ergänzungen, dem originalen Umfeld entsprechend

• Wiederherstellung eines ästhetischen Gesamtbildes nach dem originalen Befund des Denkmal (ockerfarbener Sandsteincharakter)

• Rekonstruktion des Schwertes (Composite-Technik) und Montage desselben am Objekt

• Konsolidierung und Restaurierung des originalen Sockels

• Retuschierung / Kolorierung der roten Sandsteinsäule, dem hellen Kalksteinsockel entsprechend

 

Während der Restaurierung: Nach der schonenden Reinigung war nun auch wieder die Farbe der Kopie zu erkennen, ein ockerfarbener Sandsteinton. Allerdings zeigten sich nun auch die Schäden umso deutlicher!

Zwischenergebnis der schonenden Reinigung

Deutlich erkennbar ist hier die spätere Ergänzung einer Säule aus Rotsandstein (hinten links)

 

Das Freiluft-Atelier und Labor

 

 

Ausformung von Gesicht, Faust und Helm

Wesentliche Teile, wie das Gesicht des Michel Mort und der Helm des Grafen von Sponheim konnten durch die üblichen Methoden des Modellierens oder der Anböschung nicht wieder hergestellt werden, da dies das Ergänzungsmaterial nicht zuließ.

Da die Original-Form aber noch erhalten ist, konnten mit einigem Aufwand die Gesichts- und Helmteile mit einer für diesen Zweck entwickelten Methode ausgeformt und wieder ergänzt werden.

Die Waffenbewehrte Faust des Michel Mort und dessen Metzgerbeil konnten ebenfalls rekonstruiert werden und wurden entsprechend angefügt.

Ausgeformte rechte Gesichtshälfte des Michel Mort

Ausformungen mit Gipsmodell des Michel Mort-Kopfes

Erhaltene Form des Schwertarmes mit Faust / Blick in diese Form mit aushärtendem Material

Formteil (oben) und ausgeformte Helmhälfte des Grafen von Sponheim

 

Ergänzung der Faust

 

Ergänzung von Gesicht und Helm

Zusammengefügte Gesichtshälften des Michel Mort

Ergänzen des Gesichtes auf dem Haupt des Michel Mort und Ergänzung von Fehlstellen am Korpus

Ergänzung der zusammengefügten Helmhälften auf dem Kopf des Grafen

Blick auf das Denkmal mit ergänztem Gesicht, Schwerthand und Helm

Die aufwändigen Ergänzungen von Fehlstellen und Rissen sowie das Anböschen von Flankenabrissen und das Hinterfüllen von Schalenbildungen am gesamten Objekt waren neben den oben dokumentierten Ergänzungen wesentliche und äußerst umfangreiche Arbeitsschritte:

Das Einbringen von Harz in das Objekt und das Konsolidieren von Rissen führte zu einer deutlichen Stabilisierung der Skulptur. Umfangreiche Anböschungen und das Schließen der großflächigen Fehlstellen, wie bspw. auf dem Rücken des Michel Mort, mit einer Mischung aus Epoxid-Harz, Sand, kleinen Steinchen und einer Beimische von Pigmenten, führte zu einem weiteren Gewinn.

Injektionen von Epoxid-Harz in die Bohrlöcher und
Hinterfüllen der Schalenbildungen am Sockel

 

Zwischenergebnis des konservierten, restaurierten und rekonstruierten Michel Mort-Denkmals. Die Ergänzung des Schwertes folgte im nächsten Schritt, ebenfalls die Konsolidierung des Sockels.

 

Abschluss der Arbeiten / Endzustand mit Schwert

Die restauratorischen, konservatorischen und rekonstrierenden Maßnahmen zeigen weitestgehend den Objektzustand der 1984 gerfertigten Epoxidharz-Sand-Kopie des Michel Mort-Denkmals mit ockerfarbenem Sandsteincharakter. Mit diesem würdigen Anblick verschönert das Denkmal in den kommenden Jahren den Bad Kreuznacher Eiermarkt.

Denkmal mit rekonstruiertem Schwert (nach originalem Befund)

Die Konsolidierung des originalen Sockels sowie die Ergänzungen von kleineren Fehlstellen, Rissen und das Anböschen von Flankenabrissen folgte im nächsten Arbeitsschritt. Sinnvollerweise wäre abschließend der Auftrag einer reversiblen Opferschicht, um den Sockel zukünftig vor Graffiti etc. schützen zu können.

 

Presseartikel zur Konservierung und Restaurierung der Skulptur

 

Artikel des Oeffentlichen Anzeigers vom 17.07.2015:

Michel Mort strahlt wieder wie neu
Die Restaurierung des Denkmals auf dem Eiermarkt ist jetzt abgeschlossen

Von Harald Gebhardt
Stadt Bad Kreuznach - Kultur

 

Artikel der Allgemeinen Zeitung / Rhein-Main-Presse vom 27.07.2015:

Wagemutig und stark: Michel Mort ist "geliftet"

Von Heidi Sturm
Bad Kreuznach - Restaurierung

 

 


Falls Sie Fragen zu Konservierungen und Restaurierungen haben,
rufen oder mailen Sie uns an. Wir beraten Sie gerne!

http://www.rebensburg.com/