Konservierung und Restaurierung eines Kruzifix
Kreuzigungsdarstellung einer Jesus Christus - Skulptur
Zustand der Skulptur vor der Konservierung/Restaurierung
Objektzustand
Die künstlerische Darstellung des Kruzifix (lat. cruci fixus, „ans Kreuz geheftet“) zeigt den gekreuzigten Christus, als Sinnbild für das Opfer Christi, welches dieser nach christlichem Glauben zur Erlösung der Menschheit erbrachte. Mit der Gotik setzten sich die Darstellungen Jesu mit Dornenkrone durch und er wurde häufig mit ausgezehrtem Körper und Wundmalen abgebildet.
Bei dem umfassend zu konservierenden, restaurierenden und rekonstruierenden Objekt handelt es sich um einen so genannten "Dreinageltypus", wobei der Körper an drei Stellen andeutungsweise auf dem Kreuz fixiert ist.
Maße/Kreuz H 193,5 cm / B 122,0 cm / T 10,0 cm
Maße/Christus-Skulptur H max. 106,0 cm / B max. 81,0 cm / T max. 20,0 cm
Vorzustand
Christus-Skulptur - Materialien / Ausführung / Schäden
Exzellente und detaillierte Ausarbeitung des Kreuzigungsthemas.
Die in Holz geschnitzte und mittels eines Hakens im Rückenbereich mit dem Kreuz verbundene Skulptur weist Kreidegrundierungen und mindestens eine bzw. partiell zwei Überfassungen der originalen Inkarnat- und Haar-/Bartfassung auf. Die Bildschicht der Christus-Skulptur lässt deutlich Spuren von Überarbeitungen erkennen:
• Über das originale fleischfarbene Inkarnat und die originale dunkelbraune Fassung des Haares/Bartes wurde sekundär eine monochrome, mattweiße Gesamtüberfassung gelegt. Diese Überfassung, die in ihrer Struktur einer spröden Wandfarbe gleicht, weist sehr starke Rissbildungen und Abplatzungen auf, welche die gesamte Skulptur überziehen. Auffällig sind die verdickten Farbansammlungen auf der Rückseite der Christus-Skulptur, welche die nicht fachgerechte Ausführung zusätzlich verdeutlichen. Des Weiteren zeigen sich großflächige Abblätterungen trockener Farbschichten an den Beinen.• Der ursprünglich vergoldete Lendenschurz wurde ebenfalls sekundär monochrom braun überfasst. Fehlstellen ermöglichen den Blick auf die originale Kreidegrundierung und auf Vergoldungsreste.
Befunderstellung
Die partiell großflächigen Fehlstellen innerhalb der Überfassungen sowie die Anlegung mehrerer so genannter Suchschnitte als Analyseflächen ermöglichten die Untersuchungen der darunter liegenden originalen, gut erhaltenen und qualitativ hochwertigen Fassungsschichten, die es zu erhalten gilt. Zusammengefasst weist die Skulptur folgende Schäden auf:• Staub- und Schmutzauflagerungen
• Starke Rissbildungen und Abplatzungen/Abblätterungen innerhalb der sekundären, nicht fachgerecht ausgeführten monochromen mattweißen und braunen Überfassungen von Korpus und Lendenschurz mit partiell großflächigen Fehlstellen - der Holzkorpus ist partiell sichtbar
• Brüchige und lose Partien innerhalb der originalen Fassungsschichten
• Fehlstellen in Form von Abplatzungen und Ausbrüchen in den Bereichen: Kopf / Arme und Hände / Brust- und Bauchbereich / Lendenschurz / Beine und Füße/ Nagelung
Eine hölzerne, ebenfalls sekundär monochrom mattweiß überfasste Tafel zur Anbringung oberhalb der Skulptur am Kreuz liegt ohne Inschrift lose vor.
• Kleinere Fehlstellen sind erkennbarDie Dornenkrone des Christushauptes liegt weitgehend in einem guten Erhaltungszustand vor.
• Staub- und Schmutzauflagerungen sowie kleinere Fehlstellen erkennbarNägel zur sichtbaren Fixierung der Skulptur auf dem Kreuz sind nicht erhalten.
Vorzustand mit Überfassung der originalen Inkarnatfassung / Wange und Brustbereich
Vorzustand mit Sicht auf den Oberkörper / Vorderseite
Abplatzungen der sekundären Überfassung sichtbar
Vorzustand des Rückenbereiches mit eingepasstem Haken für die Fixierung am Kreuz
Vorzustand des überfassten Lendentuches mit darunterliegenden Vergoldungsresten
Aufsicht auf Vorder- und Rückseite
Vorzustand der Beine / Vorder- und Rückseite mit Sicht auf die sehr schlecht erhaltene Überfassung
Starke Abblätterungen sind insbesondere am linken Bein ersichtlich
Überfasste Tafel / Vorder- und Rückseite
Kreuz - Ausführung / Schäden
Das großformatige, hölzerne Kreuz liegt in einem weitgehend guten Erhaltungszustand vor.
Eine hellgrau gefasste, dreiteilige, hölzerne Ummantelung der Kreuzbasis ist erhalten.
Holzartenbestimmungen / -untersuchungen werden während der konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen durchgeführt.Nachfolgend sind folgende Schäden festzuhalten:
• Staub- und Schmutzauflagerungen
• Kleinere FehlstellenVorzustand des Kreuzes
Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen
Ein Erhalt der sekundären, nicht fachgerecht ausgeführten Überfassungen ist aus konservatorischer und restauratorischer Sicht nicht geboten, da die schlecht erhaltenen Überfassungen die kunsthistorisch bedeutsame Skulptur nachhaltig schädigen.
Christus-Skulptur
• Freilegung / Reinigung des originalen, gut erhaltenen Inkarnats / Haar- und Bartfassungen
• Freilegung der Vergoldungsreste des Lendenschurzes
• Freilegung / Reinigung der originalen Fassung der Inschriftentafel
• Konsolidieren fragiler Schichten der Kreidegrundierungen, der Malschichten und des hölzernen Korpus
• Niederlegen aufstehender Craquelé-Schollen
• Herstellung einer Kreidegrundierung nach historischer Rezeptur
• Ergänzen sämtlicher Fehlstellen
• Kolorierung und Retuschierung der Ergänzungen, dem originalen Umfeld entsprechend
• Montage der Skulptur auf dem restaurierten KreuzVergoldung des Lendenschurzes
Nach vorliegendem Befund kann der ursprünglich vergoldete Lendenschurz rekonstruiert werden.Kreuz
• Reinigung
• Konsolidierung fragiler Partien
• Ergänzung von Fehlstellen
• Kolorierung/Retuschierung der Ergänzungen
• Oberfläche Firnis / Leinöl
Zwischenzustand
Freilegung des originalen Inkarnats / rechte Seite
mit Suchschnitt auf der linken Seite mit WundmalrestenDetail / Gesicht mit feinen Details, wie Wundmalen,
Augenbraue und Wimpern sowie Haar-/BartfassungZwischenzustand während der Freilegung des Inkarnats / linke Seite
Erhalten sind Wundmalreste auf der linken Kopusseite
Pressebericht / Oeffentlicher Anzeiger - 23. Mai 2013
Konservierung und Restaurierung des Kruzifix auf YouTube
Freilegung der originalen Fassung
Freilegung des Lendentuches
Freilegung des überfassten, weißpolimentierten Lendentuches
mit erhaltener, qualitätvoller Bordürenvergoldung
Zwischenzustand / Ergänzungen der Fehlstellen mit Kreidegrund
Zwischenzustand der Skulptur nach der Freilegung der originalen Oberfläche
mit ergänzten Fehlstellen / KopfpartieFür die Ergänzungen der Fehlstellen wurde eine Kreidegrundierung nach
historischer Rezeptur hergestellt.
Ergänzte Fehlstelle der linken Hand
Ergänzungen am ausdrucksstarken Korpus
Ergänzte Fehlstellen am Christuskorpus und Lendentuch
Freigelegte Füße mit Wundmalresten sowie
ergänzten FehlstellenDetails der Vergoldungsreste der Bordürenvergoldung
Detail des Hinterhauptes mit gut erhaltenen Fassungsresten
Kreidegrundierter Zwischenzustand der Inschriftentafel
Zwischenzustand / Fassungsrekonstruktion
Inkarnat / Lendentuch
Rekonstruktion der Wundmale / Stirn
Christushaupt mit rekonstruierten Wundmalen und
konservierter Dornenkrone
Lendentuch - Rekonstruktion der Bordürenvergoldung
mit 23 1/2 Karat Dukatengold
Konservierung und Restaurierung des Kruzifix auf YouTube
Fassungsrekonstruktion / Inkarnat und Lendentuch mit Bordürenvergoldung
Endzustand des Kruzifix
Das umfassend konservierte und restaurierte Kruzifix
erhielt seinen ursprünglichen Platz in der ebenfalls
restaurierten Kapelle von 1857.
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